srau, sagt ein arabisches Sprichwort, sei imstande, ihrem Manne einen ganzen Monat
hindurch jeden Tag ein anderes Dattelgericht vorzusetzen. Durch Auspressen der Früchte
gewinnt man den Dattelhonig, der wieder zur Erzeugung eines weinartigen Getränkes,
des Dattelweins, verwandt wird. Wegen ihres großen Nutzens erfreut sich die Dattelpalme
einer sorgfältigen Pflege, und unter der Zucht des Menschen sind die Früchte vielfach
verfeinert und veredelt worden. Man zählt jetzt nicht weniger als 60 benannte Arten.
Ohne die Dattelpalme würden die Wüsten unbewohnbar und größere Reisen in ihr
fast unmöglich sein. Datteln bilden auch einen wichtigen Handelsgegenstand. Allein die
Oase Siwa versendet jährlich gegen 15000 dz.
Die Bevölkerung, etwa 212 Mill. Köpfe, besteht hauptsächlich aus Berbern,
die mehr oder weniger stark mit Negern vermischt sind. Von den Arabern
haben sie nicht nur den Islam, sondern auch Sitten und Gebräuche, z. T.
sogar die Sprache angenommen.
Man unterscheidet zwei Gruppen von Völkerschaften, die Tuareg im W. und die
Tibbu im O. Im äußersten N. und W. wohnen auch Araber. Wohl infolge der
Entbehrungen, die ihnen das Leben auserlegt, sind die Wüstenbewohner im allgemeinen
hager, aber sehnig und höchst ausdauernd. Ihre Tracht besteht aus langen, faltenreichen
Gewändern. Ein ihnen eigentümliches Kleidungsstück ist der Lilam, ein langer, bäum-
wollener Schal, mit dem sie Kopf und Gesicht sest umhüllen. Sie schützen sich auf diese
Weise gegen die Wirkung der heißen und blendenden Sonnenstrahlen und verhüten, daß
dem Körper beim Atmen zuviel Feuchtigkeit entzogen wird. Nach ihrer Beschäftigung
teilen sich die Wüstenbewohner in umherschweifende Nomaden und die seßhafte Bevölkerung
der Oasen. Jene sind ein wilder, kriegerischer Menschenschlag. Die Not des Lebens hat
sie zu kühnen Räubern gemacht, die auf schnellen Pferden und Kamelen die Wüste durch-
streifen und die Karawanen überfallen und ausplündern. Auch die Oasen haben oft schwer
unter ihren Raubzügen zu leiden. Vielfach sehen sich die Oasenbewohner, die im allge-
meinen friedlichen Sinnes sind, genötigt, den Räubern eine jährliche Abgabe zu zahlen,
um so wenigstens einen Teil ihrer Ernte zu retten, wie auch Karawanen sich einen freien
Durchzug häufig erkaufen.
Berkehr. Die Sahara ist von jeher ein verkehrsfeindliches Gebiet gewesen.
Die Hitze, die Sandstürme, der Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln und
die räuberischen Volksstämme machen eine Reise durch die Wüste zu einem be-
schwerlichen und gefährlichen Unternehmen. Daher reisen die Kausleute in großen
Gesellschaften, Karawanen. Als Lasttier dient das Kamel, das „Schiff der
Wüste", das für solche Reisen wie geschaffen erscheint. Es vermag Lasten von
300—400 kg zu tragen. Die breiten, schwieligen Hnse erleichtern ihm das
Gehen anf dem sandigen oder steinigen Boden. Dabei ist es äußerst genügsam;
selbst das trockene Dorngesträuch der Wüste bietet ihm noch eine geeignete Nahrung.
Im Notfalle kann es sich drei Tage ohne Futter, vier bis fünf Tage ohne
Wasser behelsen. Eigentliche Wege gibt es in der Sahara nicht, sondern nur
mehr oder weniger ausgetretene Fußpfade, deren Spur aber häusig vom Sande
verweht wird. Auffallende Landmarken, oft auch die Knochen von Menschen und
Tieren, die den Mühsalen der Wüste erlegen sind, dienen dem Führer als
Wegweiser. Die Richtung der Karawanenstraßen wird durch die Lage der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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!
Ungarn.
135
sowohl in diesen Königreichen als auch in Siebenbürgen, bil-
det seit dem löten Jahrhundert ein Militärgrenzland gegen
die, in früheren Zeiten häufig vorgekommenen, Einfälle der
Türken. Alle männliche Bewohner desselben sind Bauern u.
Soldaten zugleich, sind in Regimenter vertheilt, haben eine
völlig militärische Verfassung und werden von ihren Generä-
len regiert, welche nicht nur die Militärangelegenheiten, son-
dern auch die Justiz- und andere Verwaltungsgeschäfte besor-
gen. In Friedenszeiten erhält die Mannschaft keinen Sold,
und besitzt die beträchtlichen Ländereien ohne alle Abgabe; sie
hält durch ununterbrochene Bewachung der Grenze, welche
mit hölzernen Wachethurmen besetzt ist, nicht nur das Raub-
gesindel ab, sondern sucht auch vorzüglich Pestansteckuugen zu
verhüten. In Kriegszeiten zieht sie mit zu Felde und erhält
daun auch Sold.
A. Das Königreich Ungarn (Magiar Orszag).
[spt. Madschar Dr sag].
Auf beid. Seit. der. Donau und des Theiß, von den
Karpathen sudw. bis zur Drau und Donau, und von der
March und den Westkarpathen ostw. bis zu deu Karpathen,
zwisch. 44 und 50 Br.., 4094 Qm., mit 8,504,000 E. Der
N. Q. und W. gebirg. und waldig, an der Donau und dem
Theiß fruchtbare Flachlande und große Viehweiden, Pußten,
wo nur Hirten wohnen, aber auch Moräste; fast ganz Donau-
gebiet. Im S. der Donau, zwisch. der Leitha und Naab ist
der Neusiedler See, und zwisch. der Donau und Drau der
Plattensee; auch hat das Land mehrere Canäle: der Sar-
wiz-Canal geht zwisch. der Donau und dem Plattensee
von Stuhlweißenburg fast südoftw. zur Donau; der Fran-
zens-Canal verbindet die Donau mit dem Theiß; der
Bega-Canal ist eigentlich nur die schiffbar gemachte Bega.
Das Land ist reich an Feld- und Gartenfruchten, Wein,
Knoppern, Galläpfeln rc., an Gold, Silber u. a. Mineralien,
besonders an Vieh; iu den Wäldern sind Wölfe, Luchse rc.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 86 —
Einnahmequelle für die Schweizer bildet der ungeheure Fremdenverkehr,
der alljährlich über eine Million Menschen in das Land führt. Neben den
Naturschöuheiten der Alpeuwelt locken die zahlreichen warmen und kalten
Heilquellen und die Luftkurorte (Baden, Davos, St. Moritz).
Hlerfcrsfung, Wervohner vut6 Städte.
§ Die schweizerische Eidgenossenschaft oder Republik bildet
einen Bundesstaat mit 25 Kantonen. Die gesetzgebende Gewalt besitzt die
Bundesversammlung (Nationalrat und Ständerat), die vollziehende der
Bundesrat, welcher aus dem auf 1 Jahr eingesetzten Präsidenten und
sieben auf 3 Jahre gewählten Mitgliedern besteht. — Die Schweiz umfaßt an
Größe 1/l3l an Einwohnern T/16 des deutschen Reiches, ist also mäßig stark
bevölkert, etwa wie Frankreich. Die Bewohner sind fast zu 3/4 Deutsche
(Mitte, N. und 0. des Landes), zu */4 Franzosen (im W.) und Italiener
(im S.). Die größere Hälfte bekennt sich zur reformierten, die kleiuere zur
katholischen Kirche. Wenn auch die altberühmte Einfachheit und die ur-
wüchsige Kraft des ehemaligen Hirten- und Bauernvolkes der Vergangenheit
angehören, so sind doch auch die heutigen Schweizer immer noch bieder, vater-
land- und freiheitliebend und — wie einst Tell — treffliche Schützen; nirgends
sind die Schützenfeste so häufig und zugleich so sehr Volksfeste, wie in der
Schweiz. — Für Volksbildung ist durch mehrere Uuiversitäteu, zahlreiche
Mittel- und Volksschulen und viele Volksbibliotheken aufs beste gesorgt.
Städte in den Schweizer Alpen:
1. Chur am Rhein, mit sehr beträchtlichem Durchgangshandel nach Italien
über den Splügeu und Bernhardin.
2. Juterlakeu, zwischen Brienzer und Thuner See, Sammelplatz sür
die Besucher des Berner Oberlandes.
Industrie- und Handelsstädte aus der Schweizer Hochfläche:
3. Gens*) am Austritt der Rhoue aus dem Genfer See, eine der rei-
zendsten Städte der Erde, ein „Klein-Paris" mit völlig französischem Wesen.
Bedeutende Fabrikstadt (Uhren, Spielwerke, Schmucksachen, feine Instrumente);
mit seiner Universität Bildungsmittelpunkt der französischen Schweiz.
4. Lausanne am Nordufer des Genfer Sees, produziert Gold-, Silber-
und Bijouteriewaren; Winterkurort.
5. B^rn**) an der Aare, Bundeshauptstadt, Sitz der Bundesregierung
und Universitätsstadt, treibt bedeutenden Handel.
*) Reformator Joh. Calvin.
**) Zwischen Bern und dem Neuenburger See der Schlachtort Murten (1476) am
Murtener See.
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TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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— 73 —
da, wo zwei Täler von entgegengesetzter Richtnng sich einander nähern; sie
können gewissermaßen als die Fortsetzung dieser Täler betrachtet werden, die in
den Paßeinsenkungen ineinander übergehen. Je gangbarer die Pässe sind, und
je niedriger sie liegen, um so mehr ist der Verkehr zwischen beiden Seiten des
Gebirges erleichtert. Die Alpeu siud in dieser Beziehung außerordentlich
bevorzugt. Sie sind das wegsamste aller Hochgebirge. Die bequemsten
Pässe haben bei ihnen etwa die halbe Höhe der umliegenden Gipfel, während
sie bei den Pyrenäen und den Hochgebirgen Asiens und Amerikas weit höher
liegen.
1). Schwierigkeit des Alpenübergangs in früherer Zeit.
In früheren Zeiten, wo es noch an ordentlichen, gebahnten Wegen fehlte,
waren indessen anch beim Überschreiten der Alpen oft ungeheure Schwierigkeiten
zu überwinden.
Eine Alpenfahrt nach Italien galt mit Recht lange Zeit als ein überaus
gefährliches Unternehmen. Noch gegen Ende des 18. Jahrhuuderts gab es nur
zwei zur Not fahrbare Straßen über niedrige Pässe der Ostalpeu, deu Brenner
und den Semmering. Auf alleu andern Pässen mußten die Wagen der
Reisenden am Fuße der Paßhöhen auseinander genommen und stückweise auf
Maultiereu oder Pferden hinnbergeschasft werden. Das ist jetzt anders geworden.
Kaiser Napoleon I. hat allein zu Ausaug des 19. Jahrhuuderts sieben Heer-
und Fahrstraßen über die Alpen nach Italien anlegen lassen, darunter die be-
rühmte Simplonstraße, und seitdem haben die an den Alpen beteiligten
Länder eine große Tätigkeit im Straßenbau entfaltet. So ist denn jetzt das
Gebirge uach allen Richtungen hin von schönen, breiten und sanft ansteigenden
Straßen durchzogeu, auf deueu die Post- und Lastwagen bequem dahiurolleu.
Mit welch ungeheuren Schwierigkeiten eine Übersteigung der Alpen in früheren Zeiten
verbunden war, mögen zwei bekannte Beispiele dartun. Im Herbste des Jahres 219 v. Chr.
zog der karthagische Feldherr Hannibal über einen der Pässe der Westalpen, wahrscheinlich
über den Kleinen St. Bernhard. Unter unsäglichen Mühen und Beschwerden kletterte das
Heer, das aus 60000 Mann und 37 Elefanten bestand, in dem steilen Gebirge enipor.
„Kein Weg, kein Steg; bald glatte Eisberge und weite Schneegefilde, bald entsetzliche
Felsenklippen und schauervolle Schluchten! Bald wnrde ein Haufe Soldaten von uu-
geheuren Schneemassen verschüttet; bald stürzten Menschen, Pferde und Elefanten in tiefe
Abgründe hinab; bald brachen die wilden Bergbewohner aus den Schluchten hervor und
zwangen die erstarrten und ermatteten Krieger zum Fechten." Nach neuntägigem Marsche
erreichte das Heer endlich die Paßhöhe. Hier über den Wolken, auf den ewigen Schnee-
und Eisfeldern, ließ Hannibal die ermüdeten Krieger zwei Tage ausruhen., Dann begann
der Abstieg, der noch viel beschwerlicher war als das Heraufklettern. Auf dem jähen,
schlüpfrigen Boden brachte jeder Schritt Gefahr. „Wer nur wankte, konnte sich des Falles
nicht erwehren, und wer hingestürzt war, konnte sich nicht auf seiner Stelle halten.
Unaufhörlich stürzteu Menschen und Tiere rettungslos in die Tiese. Auf einmal kam das
Heer an eine schmale Felsenwand, wo die von Natur schon jähe Stelle durch einen frischen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Hannibal Bernhard Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Amerikas Italien Italien
— 74 —
Erdfall zu einer Tiefe von wohl 300 m abgerissen war. Hier hielt der Marsch an, denn
kaum ein unbelasteter Krieger hätte sich, an Gesträuchen und Wurzeln sich festhaltend, hier
hinunterlassen können. Einen andern Weg aber einzuschlagen war unmöglich, weil weder
Menschen noch Tiere auf dem flüssigen Schnee und der darunter liegenden Eisdecke sich
fortbewegen konnten. Da mußte man sich entschließen, über die steile Felsenwand einen
Weg zu bahnen. Die Krieger errichteten aus gefällten Bäumen einen ungeheuren Holz-
stoß und zündeten ihn an- dann machten sie das glühende Gestein durch aufgegossenen
Essig mürbe. Den ausgebrannten Felsen sprengten sie mit eisernen Werkzeugen und ließen
durch kleine Krümmungen den Pfad so sanft hinablaufen, daß nicht nur die Lasttiere,
sondern auch die Elefanten hinabgeführt werden konnten. Während dieser Zeit wurden
die Tiere vom Hunger beinahe aufgerieben. Bald aber kam das Heer in mildere und
angebaute Gegenden und stieg endlich vollends in die Ebene hinab." Der Zug über die
Alpen hatte 15 Tage gedauert, und mehr als die Hälfte der Soldaten und fast alle
Elefanten waren dabei ums Leben gekommen.
Noch eines zweiten Alpenübergangs aus alter Zeit wollen wir hier gedenken. Es
war im Winter des Jahres 1077, als der unglückliche gebannte Kaiser Heinrich Iv. mit
seiner Gemahlin und einigen Gefährten über den Mont Eenis in den Westalpen zog,
um bei Gregor Vii. seine Lossprechuug vom Banne zu bewirken. „Noch war der Winter
überaus hart — erzählt ein alter Chronist, der Mönch Lambert von Hersfeld — und die
Berge, über die der Übergang stattfand, und die sich ins Unermeßliche ausdehnen und mit
ihren Gipfeln fast in die Wolken ragen, starrten so von Schnee und Eis, daß man auf
dem schlüpfrigen und steilen Abhänge weder zu Pferde noch zu Fuß ohne Gefahr hinab-
steigen konnte. Deswegen mietete der König um Lohn einige von den Eingeborenen, die
der Gegend kundig und an die schroffen Alpengipfel gewöhnt waren, um seiner Be-
gleitung über die steilen Gebirgswände und Schneemassen voranzugehen und den Nach-
folgenden mit allen Hilfsmitteln, deren sie kundig wären, die rauhen Pfade zu ebnen.
Mit diesen Führern gelangten sie mit größter Schwierigkeit bis auf den Scheitel des
Gebirges. Hier aber zeigte sich keine Möglichkeit, weiter fortzukommen, weil der schroffe
Abhang des Berges durch das Eis so schlüpfrig war, daß er jedes Heruntersteigen gänzlich
zu versagen schien. Hier nun mußten die Männer alle Gefahr mit ihren Kräften zu
überwinden suchen; und bald auf Händen und Füßen kriechend, bald auf die Schultern
ihrer Führer sich stützend, bisweilen auch, wenn ihr Fuß auf dem schlüpfrigen Boden
ausglitt, fallend und weit fortrollend, langten sie doch endlich mit großer Lebensgefahr in
der Ebene an. Die Königin und andere Frauen, die in ihrem Dienste waren, setzte man
auf Ochsenhäute, und die zum Geleite vorausgehenden Wegweiser zogen sie darauf ab-
wärts. Vou den Pferden ließen sie einige mit Hilfe gewisser Vorrichtungen hinunter,
andere schleiften sie mit zusammengebundenen Füßen hinab, von denen viele umkamen,
mehrere untauglich wurden, sehr wenige lebend und unverletzt der Gefahr entgingen."
c. Die Kunststraßen der Alpen.
Die Alpenstraßen gehören zu den großartigsten Wegbauten der Erde. Sie
sind wahre Meisterwerke der Baukunst und haben unermeßliche Summen Geldes
gekostet. Um ihre Bauart kennen zu lernen, wollen wir in Gedanken eine solche
Straße verfolgen. Wir wählen dazu die Straße über den Sp lügen, da sie
wie wenig andere geeignet ist, die großen Schwierigkeiten zu zeigen, die bei der
Anlage solcher Straßen zu überwinden waren. Sie wurde in den Jahren von
1818 bis 1822 erbaut und hat eine Länge von ungefähr 60 km. Bei einer
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor
nnb der Hohenstaiifett
99
Dieselbe Beutelust brachte alles Gesindel in Aufregung. Falsche Propheten, die ein Gewerbe daraus machten. Gesichte zu haben, sammelten gläubige Haufen um sich, die Räuber kamen aus ihren Waldnestern, die Spielleute und Gaukler drängten sich begehrlich in die Menge, fahrende Krämer boten ihre Waren und Heilmittel an; auch die hübschen Frauen, welche singend durch das Land zogen oder an der Stadtmauer hausten, liefen scharenweise unter die wilden „Fremden". Ohne Plan und ohne kundige Führer wälzte sich die aufgewühlte Masse vorwärts. Viele waren ohne Reisegeld und ohne Karren mit Vorrat, weil sie entweder der Hülfe des Herrn vertrauten oder der Beute, die sie aus dem Wege greifen würden. Unzählbar war die Menge der Waffenlosen, der Kinder und Frauen, welche mit den Haufen in die Weite fuhren.
(Judenverfolgungen. Aber auch im Abendlande saß unter den Christen ein ungläubiges Volk. Die Juden hatten den Herrn gekreuzigt, und sie waren es, welche jetzt den frommen Kreuzfahrer drückten, wenn er ihnen seine Habe verkaufen mußte, und welche reich wurden durch den Schaden fahrender Gotteskinder. So richtete sich die Wut der Volkshaufen zuerst gegen die Inden. Mit Mord und Plünderung begann in deu Städten des Rheins und der Donau das Gesindel die heilige Fahrt. Zu Mainz hatten die Juden dem Erzbischof Röthardt ihren Schatz und ihre Leiber anvertraut, er hatte sie schützend im Oberstock seines festen Hanfes geborgen. Aber ein übelberüchtigter Graf ans dein Rheingatt warf sich mit einem Schwarm der zusammengelaufenen Kreuzfahrer gegen das feste Haus, mit Pfeil und Speer schossen die Fahrenden zu den Inden hinauf, brachen Riegel und Thür und schlachteten im Hause des Bischofs siebenhundert Männer, Weiber und Kinder. Als die Juden keine Rettung vor den Mördern fanden, suchten sie ihnen zuvorzukommen, die Frauen töteten in Verzweiflung selbst ihre Kinder, die Männer ihre Weiber und sich. Ähnlich ging es in anderen Städten.
Zug des Vortrabes. Auf verschiedenen Straßen, in vier großen Heerhaufen fuhren die verlorenen Kinder des Kreuzes durch deutsches Land nach Ungarn, von einem Einsiedler (Peter von Amiens) oder einem alten Kriegsmann oder einem verdorbenen Edlen (Walther von Habenichts) geführt. Die ersten Haufen plünderten in Ungarn und übten arge Missethat, sie wurden von dem tüchtigen König der Ungarn geschlagen und aufgerieben. Aber auch die, welche bessere Zucht hielten, bis Konstantinopel drangen und nach Kleinasien übersetzten, unterlagen den
7*
W
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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122
Die Zeit der Kreuzzüge
bewaffnet, deren Spitze im Feuer gehärtet war: freiwillige Banden, deren Anführer einen krummen Säbel trug und mit einer Krone und einer silbernen Keule, dem Abzeichen seiner Würde, ausgestattet war. Wo sie erschienen, bezeichnete Verwüstung ihre Spuren; sengend, brennend, raubend und mordend durchstreiften sie zur Zeit der Kreuzzüge die französischen und deutschen Landschaften.
3. Die Ausrüstung. Die Scharen, welche sich so einfanden, waren bunt zusammengewürfelt und ohne gleichmäßige Ausrüstung, da jeder für sich selbst zu sorgen hatte. Die Soldaten trugen Helme und Rüstungen der verschiedensten Form, die Ritter kleideten sich, wie es ihnen beliebte; nur die, welche zum kriegerischen Hoststaat des Königs gehörten, waren in der Regel mit dem Wappen ausgezeichnet. Um sich im Kampfe zu erkennen, legten sie manchmal weiße Feldbinden an, oft trugen sie auch bunte Wimpel und Schleifen, deren Farbe vorher verabredet war, an ihren Lanzen oder an den Rossen. Die Ritter bildeten den Kern des Heeres. Wie die Reiter, so waren auch die Rosse bepanzert, deshalb konnte ein einziges Kriegsroß nicht mehr genügen; das Pferd, welches den Reiter im Kampfe tragen sollte, mußte im Augenblick der Gefahr noch bei frischen Kräften sein, deshalb durfte er es auf dem Marsche nicht besteigen; er saß während dessen auf einem zweiten, das neben dem eigentlichen Streitroß zur Linken geführt ward. Selbst seinen Schild vermochte er wegen der Schwere der Rüstung nicht mehr selbst auf dem Marsche zu tragen. Die Heere waren oft von ansehnlicher Stärke; Kaiser Konrad Iii. soll zum dritten Kreuzzuge 70000, Friedrich Barbarossa 90000 Ritter bei sich gehabt haben, wozu mindestens die zehnfache Zahl an Fußsoldaten hinzugerechnet werden müßte. Die Angehörigen und die Gefolgschaften des Lehensträgers blieben zusammen. Der König oder der Hauptmann, den der Fürst ernannte, führte die Fahne, um die sich das Kampsgewühl sammelte, an seinem Sattel befestigt; auserlesene Ritter waren zu ihrem Schutze befohlen. Später trat der Fahnen wagen, der von den Langobarden herübergenommen war, an ihre Stelle; ein hoher Mastbauin trug die Fahnentücher oder einen Drachen, das Wappenschild der Sachsen und Friesen; eine Glocke wurde geläutet, weitn vorgerückt werden sollte, sie schwieg, wenn der Feldherr Halt gebot. Auf dem Wagen, der vou Ochsen gezogen ward, stand eine erlesene Besatzung, die durch zinnenartige Schutzwehren gegen die Feinde gedeckt war. Friedliche Heere zogen mit zusammengerollter Fahne einher; kamen sie mit fliegender Fahne, so wußte jedermann, daß sie als Feinde erschienen.
4. Die Marschordnung. Setzte sich das Heer in Bewegung, so war es in drei Abteilungen gegliedert. Die Borhut, durch Schützenabteilungen verstärkt, marschierte oft mehr als eine Meile vor der Haupttruppe, in welcher der Kern des ganzen Heeres vereint war. Hier ritten die Ritter, die ihre schweren Rüstungen und Helme abgelegt hatten und von ihren Schildknappen und Buben aus Packpferden nachfahren ließen. Ihnen folgten dann die Fußtruppen, die Gepäckwagen, Proviantkolonnen, der Geschütz- und Belagerungszug. Die Kriegsmaschinen waren auseinander genommen und stückweise aus Wagen, Karren, Maultiere, Esel und Packpserde verladen. Den Schluß bildete die Nachhut.
5. Die Verpflegung. Marschierte man durch feindliches Gebiet, so gewann das Heer durch Rauben und Plündern seinen Unterhalt; in Freundesland suchte man möglichst die Lebensmittel durch Ankäufe zu ergänzen, entschädigte die unvermeidlichen Verwüstungen, wenn auch oft die Einwohner sich flüchteten und manche Schriftsteller hen Durchzug eines befreundeten Heeres auf gleiche Stufe mit einem Hagelschlag und
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
bis zum Ende des Zwischenreiches.
161
sprüche auf bevorzugte Stellung aufgeben und versuchte mit Gewalt das Aufkommen des Bürgertums zu hindern. Daher kamen die zahlreichen Fehden zwischen Rittern und Städten.
Das rechte Mittel, um sich von dem aufstrebenden Bürgerturne nicht überflügeln zu lassen, wandte der Ritter nicht an und durfte es nach seinen Begriffen von Ehre nicht anwenden. Wie arm auch ein Edler war, sein Stand erlaubte ihm nicht, in einem bürgerlichen Gewerbe seinen Unterhalt zu suchen oder mit den bürgerlichen Gelehrten zu wetteifern, die als Räte der Fürsten bald hochangesehene Personen wurden. Statt dessen wurden die Ritter Räuber. Und so wenig fühlte der ritterliche Räuber das Schändende seines Lebenswandels, daß in ritterlichen Kreisen das Sprüchlein üblich wurde:
„Reiten und Rauben ist keine Schande,
Das thun die Besten im Lande."
Schon zur Zeit Heinrichs Iv. war der ganze Harz mit einem Kranze von Raubburgen umgeben, von welchen aus die weitesten Streifzüge in das umliegende Land unternommen wurden. Am schlimmsten trieben die adligen Räuber ihr Unwesen zur Zeit des Interregnums. Die Räuber selbst bezeichnete man mit allerlei scherzhaften Namen. Sie hießen: Wegelagerer, Heckenreiter, Krippenreiter, Buschklepper, Taschenschwinger, Taschenklopfer, Schnapphähne, Waldfischer u. s. w.
Besonderen Rufes erfreuten sich die fränkischen Räuber, von denen man sagte, sie sähen durch einen neunfachen Kittel, wieviel Geld einer im Sack habe.
Außer offenbarer Räuberei machte sich der Adel auch der gröbsten Erpressung durch ausgelegte Zölle und aufgezwungene Sicherheitsgeleite schuldig, wodurch der Handel der Städte empfindlich gestört wurde. Durch Zölle wurde namentlich die Rheinschiffahrt belästigt. Die Ufer des Rheines waren dicht mit Burgen besetzt, und alle Besitzer dieser Burgen forderten von den vorüberfahrenden Schiffen Zoll, wenn sie nicht vorzogen, die Schiffe lieber auszuplündern.
Auch andere deutsche Flüsse wurden durch Raubritter unsicher gemacht. So erzählt eine niedersächsische Sage, daß der in der Nähe der Stadt Münden wohnende Raubritter von Stadthausen in der ganzen Gegend gefürchtet war. Um die auf der Weser an der Burg vorüberfahrenden Schiffe leichter anhalten und ausplündern zu können, hatte er unter dem Wasser des Stromes her eine Kette ziehen lassen, woran eine Klingel befestigt war, die durch ihren Ton den Leuten
Roßbach, Hülfsbuch rc. 11
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Von der Zeit Rudolf von Habsburg
gegen Fürsten und Unterthanen gegen Fürsten wurde ein Reichs-kammergericht eingesetzt, das weder vom Kaiser noch sonst einem Landesherrn abhängig sein sollte. Alle deutschen Landstände gaben ihre Zustimmung zu dieser Einrichtung. Zur besseren Handhabung des Landfriedens wurde das Land in zehn Landfriedenskreise eingeteilt. Zwei Kreisoberste und acht Räte hatten in jedem Kreise die Friedensbrecher zu bestrafen, die Urteile des Reichskammergerichts und die Reichsacht zu vollstrecken. Um den Einfällen der Türken und Franzosen wehren zu können, errichtete Maximilian ein Reichsheer. Zur Erhaltung dieses Heeres legte er eine Reichssteuer, den sogenannten „gemeinen Pfennig" auf. Jeder, der über 15 Jahre alt war, mußte von je 1000 Gulden seines Besitzes 1 Gulden, von 500 Gulden */« Gulden zahlen. Mit der Einnahme dieser Steuer waren die Pfarrer beauftragt.
4. Söldner und Landsknechte. Vor Erfindung des Schießpulvers zog der Ritter, wohlgerüstet auf mutigem Rosse, selbst in den Kampf. Später, als das Pulver im Kriege verwandt wurde, konnte er mit seiner persönlichen Tapferkeit wenig ausrichten, er zog es daher vor, zu Hause zu bleiben und seine Knechte, Vögte, Kutscher in den Kampf zu schicken. Brach aber ein Krieg aus, so konnte ein Fürst selten eine genügende Anzahl Truppen zusammenbringen; es blieb ihm dann nichts weiter übrig, als Söldner zu werben. Auf dem Markte der Stadt ließ der Werbeoffizier die Fahne aufpflanzen und die Trommel rühren. Die kriegslustigen Burschen kamen dann herbei, empfingen ein Handgeld und traten als Rekruten in den Dienst ihres Kriegsherrn. Monatlich wurde ihnen ein Sold gezahlt, daher der Name „Söldner." In der Regel zogen sie in Haufen („Fähnlein") unter Führung eines selbstgewählten Hauptmanns von Land zu Land, von einem Krieg zum andern. Es gab Söldner, die schon in Italien, Spanien, Frankreich, Holland und anderen Ländern gedient hatten. Sie hatten vornehmlich den Wunsch, sich durch Plünderung und Brand, Raub und Mord zu bereichern. Wollte ein Feldherr solche Roheiten nicht dulden, so empörten sie sich gegen ihn oder gingen zum Feinde über.
Maximilian und sein Feldhauptmann Georg von Frundsberg bildeten das Heer der Landsknechte aus. Die Landsknechte waren auch Söldner, die aber von den Landen des Reichs, aus denen sie geworben, ihren Namen „Landsknechte" empfingen. Die Werbung geschah in der Weise, daß wohlbekannte Heerführer mit dem Range
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Georg_von_Frundsberg
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Frankreich Holland
bis zu Maximilian I.
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eines Obersten den Auftrag erhielten, eine bestimmte Anzahl Volk zum Kampf unter dem Reichsbanner zu sammeln.
Hatte der Oberst an seine alten Genossen, die müßig daheim saßen, die Aufforderung erlassen, in seinem Regiment als Hauptleute zu dienen, so wurden in Stadt und Land die Werbetrommeln gerührt, die Söldlinge mit Laufgeld versehen, um sich am bestimmten Tag und Ort vor kaiserlichen Musterherren zur Musterung zu stellen. Kein Dieb, kein Verbrecher erlangte Ausnahme; alle mußten makellos und mit reiner Ehre dastehen. Jedes räudige Schaf, das etwa bei der Prüfung des Vorlebens durchschlüpfte, wurde aus der Reihe der Krieger gestoßen. Auch konnte nur der, welcher sich selbst mit Wams und Schuhen, mit einer Blechhaube, einem Harnisch, gutem Schwerte und tüchtigem Spieße auszurüsten imstande war, auf Aufnahme in das Fähnlein rechnen. Vorzugsweise war es der Mittelstand aus Stadt und Land, den der Kriegsruf anlockte. Allmählich folgten auch die vornehmen Stände nach. Eitelfritz, Graf von Zollern, war der erste deutsche Edelmann, der den Ritterspeer mit dem Landsknechtspieß vertauschte. Kaiser Maximilian ging selbst mit gutem Beispiel voran und zog einmal inmitten von neunhundert mit Landsknechtrüstung versehenen Fürsten und Edelleuten in die Reichsstadt Köln ein. Bald drängte sich der Adel in Menge zu dem neuen rühm- und lohnverheißenden Waffenhandwerk und aus seiner Mitte war auch der kaiserliche Feldhauptmann Georg von Frundsberg hervorgegangen, der die verachteten Rotten zu einem angesehenen kaiserlichen Fußvolk umschuf. Unter ihm herrschte eine ziemlich strenge Zucht. Die Landsknechte banden sich durch den Fahneneid, Plünderung in Freundesland war ihnen streng verboten, ebenso alles gotteslästerliche Fluchen und Schwören. Um die Ordnung aufrecht zu erhalten, hatte jedes „Fähnlein", deren ein Regiment zehn bis sechzehn zählte, einen „Prosoß", der die Strafen vollziehen ließ, die der „Schultheiß", der Richter des Regiments, mit seinen zwölf Geschworenen über die Schuldigen verhängte. Die schwerste Strafe war die „des Rechtes der langen Spieße", eine furchtbare Todesstrafe. Eine Gasse ward gebildet und deren eine Öffnung dem Rücken der Sonne zugekehrt, Fähnriche mit verhüllter Fahne verschlossen dieselbe. Aus dem eisen-starrenden Engpaß zu entkommen war unmöglich, denn unerbittlich mußte der, durch dessen Schuld der „arme Mann" etwa entronnen war, in die Fußtapfen des Flüchtigen treten. Nach kurzer Beichte fielen die Fesseln des Verurteilten, er war zum letztenmal frei. Ein
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Georg_von_Frundsberg